Thorben Dietz: Saisonausklang mit Kreisrekord

Uli Bopp – 01.10.2020

Eigentlich war am Wochenende der Berlin-Marathon geplant gewesen. Da er aber schon lange abgesagt worden war, hatte man ein zweites „Berlin 10 K Invitational“ organisiert. Zu dem kleinen Rennen im Südosten Berlins waren Athleten eingeladen worden, die sich in drei Läufen, je nach Leistungsvermögen, über eine zehn Kilometer lange Pendelstrecke auf einer Waldstraße messen konnten.

Thorben Dietz startete im international besetzten A-Rennen, das der Kenianer Daniel Ebenyo als Sieger in 27:18 Minuten, der viertbesten Zeit dieses Jahres in der Welt, beendete. Hinter ihm steigerten sich reihenweise die deutschen Läufer. So gelang es Dietz, seine Bestzeit aus dem Vorjahr gleich um 23 Sekunden auf den neuen Kreisrekord von 29:07 Minuten zu verbessern. Mit dieser Zeit ging er als Neuntbester durchs Ziel. Mit 28:37 Minuten war Simon Boch aus Regensburg bester Deutscher.

In dieser Saison mit sehr eingeschränkten Wettkampfmöglichkeiten, schaffte es Dietz, nach seinem Sieg im Halbmarathon von Bad Füssing im Februar, in den weiteren vier absolvierten Rennen jedes Mal eine neue persönliche Bestzeit zu laufen, von denen drei gleichzeitig auch Kreisrekord bedeuteten. Für Dietz war der Berliner Lauf das letzte Rennen dieser äußerst komplizierten Wettkampfzeit seit Corona. Nach einer kurzen Regenerationspause wird er sich mit Fleiß und Akribie vorbereiten, um bei hoffentlich mehr Gelegenheiten sein Potenzial zeigen zu können.

Interview von Thomas Friedrich von der Geislinger Zeitung mit Thorben Dietz (GZ vom 30.09.2020):
Fünf Rennen hat Thorben Dietz in dieser von vielen coronabedingten Absagen gebeutelten Saison nur bestritten, in vieren davon stellte er neue Bestleistungen auf, darunter drei Kreisrekorde. So richtig erklären kann er auch nicht, warum ein Läufer einen solchen Lauf hat.
Beim Berlin 10 K Invitational stellten Sie den dritten Kreisrekord in diesem Jahr auf. Warum läuft es so gut?
Schwer zu erklären. Trotz der wegen Corona schwierigen Saison hat es irgendwie sehr gut geklappt. Jeder Wettkampf war für mich ein gutes Rennen und das i-Tüpfelchen kam zum Schluss. Die zehn Kilometer von Berlin waren meine mit Abstand beste Leistung der Saison.
Sind in einem Jahr, in dem alle großen Meisterschaften abgesagt wurden, die kleinen Rennen umso wichtiger?
Klar. In Corona-Zeiten wusste man vor jedem Rennen, es könnte das letzte sein. Ich bin daher in jeden Wettkampf mit einer ganz besonderen Motivation reingegangen und war immer schneller als erwartet.
Das galt zumindest in Berlin auch für die anderen deutschen Läufer, die fast alle ebenfalls Bestzeit liefen.
Stimmt. Es wurde nicht so viel taktiert wie sonst, jeder hatte Lust schnell zu laufen. Und dann kommen eben solche Zeiten heraus.
Sie hatten sich vorgenommen, im kommenden Jahr die 10 000 Meter unter 29 Minuten zu laufen. Jetzt hätten Sie es fast schon in Berlin geschafft, es fehlten nur sieben Sekunden.
Ja, die Traummarke entglitt mir in den letzten Minuten. Da fehlte mir wegen fehlender Rennen ein wenig die Wettkampfhärte. Dass dabei ein weiterer Kreisrekord herauskam ist ganz nett, aber nicht ganz so wichtig. Meine Hauptantriebskraft sind persönliche Bestleistungen.
Davon haben Sie 2020 ja ausreichend geschafft.
Das ist schon merkwürdig. Normalerweise hat man maximal zwei Rennen im Jahr, in denen alles klappt. Bei mir waren es jetzt vier Rennen in relativ kurzer Zeit, irgendwie lief es einfach.
Versöhnen die vielen Bestleistungen ein wenig mit der abgesagten Europameisterschaft, für die Sie sich im Halbmarathon qualifiziert hatten?
Das mit der Europameisterschaft tut schon noch weh, sie kommt ja nicht zurück. Dafür will ich aber bei der Heim-Europameisterschaft 2022 in München unbedingt dabei sein. Das wäre ein Traum.
Dann haben Sie ein Ziel, für das Sie trainieren können. Bis dahin sind ja vielleicht noch einige Kreisrekorde drin…
Ich bin erst mal froh, dass die Saison vorbei ist. Ich glaube, viel mehr wäre nicht mehr gegangen. Der Winter wird interessant, weil man nicht weiß, welche Veranstaltungen 2021 stattfinden können. Mir fehlen noch die Kreisrekorde über 10 000 Meter auf der Bahn und im Marathon, die nehme ich mir vor. Ich werde im Frühjahr Halb-Marathons und die 10 000 Meter laufen  und im Herbst die Marathons. Ab dann kann man sich für die Europameisterschaft qualifizieren.
Sie wollen in München im Marathon starten?
Genau. Ich bin in den beiden vergangenen Jahren zwar nicht so viele Marathons gelaufen, ich glaube aber, dass dort meine Stärken am besten zum Tragen kommen.
Wo liegen die genau?
In der Ausdauer, in der Laufökonomie und in der Leidensfähigkeit auf den letzten zehn Kilometern.
Thorben Dietz hält vier Kreisrekorde:
Vier persönliche Bestleistungen stellte Thorben Dietz im Jahr 2020 auf. Drei davon waren auch Kreisrekorde. Der 31-Jährige hält die Bestmarken über 5 000 Meter (14:06,95 Minuten), 10 000 Meter auf der Bahn (29:15,20) und auf der Straße (29:07). Den Kreisrekord im Halbmarathon (1:04,44 Stunden) hat er schon vor einem Jahr aufgestellt.
2022 findet die Leichtathletik-Europameisterschaft in München statt. Dafür will sich der gebürtige Westfale, der seit einigen Jahren in Geislingen wohnt und als Lehrer arbeitet, im Marathonlauf qualifizieren, auf den er sich ab kommendem Herbst fokussiert.