FSG – Der Moderator des großen Umbruchs fehlt noch

Geislingen / Von Thomas Friedrich 05.06.2018

© Foto: Thomas Madel

Nach dem 30:22-Sieg in Pforzheim am 6. Mai lagen sie sich in den Armen und feierten den vermeintlichen Oberliga-Verbleib. Zwei Minuten später kam die Kunde vom Sensationssieg des Konkurrenten Heidelsheim bei Meister Kappelwindeck-Steinbach. Der Jubel erstickte, die FSG-Frauen mussten in die Relegation. In zwei Spielen gegen die HSG Leinfelden/Echterdingen haben sie es nicht geschafft. Seit Donnerstag stehen sie als Absteiger in die Württembergliga fest.

Es ist ein Abstieg, der nicht von allen als Katastrophe empfunden wird. Fünf Spielerinnen hatten schon zuvor bekundet, den Verein zu verlassen. Kerstin Seele beendet ihre Karriere aus beruflichen Gründen, beide Torhüterinnen gehen ebenso wie Routinier Marilena Costanzo. Torjägerin Anja Heidinger ist die einzige Aufsteigerin im Team der Absteiger, ihre künftige Mannschaft TuS Metzingen II spielt in der Dritten Liga.

Null Bock auf Württembergliga

Unter diesen Umständen hält Hans-Jürgen Beutel für den neu zusammengestellten Kader die Württembergliga für das „geeignetere Plateau, sich zurechtzufinden“. Er hat leicht reden, Beutel muss den Neubeginn nicht moderieren. Der Coach hat schon im Dezember seinen Rückzug zum Saisonende verkündet. Bis vor ein­einhalb Wochen hatte die FSG einen Nachfolger.

Dann zog Günter Schweizer überraschend seine Zusage zurück. „Der wollte nicht in der Württembergliga trainieren“, erklärt der Sportliche Leiter Jochen Schreitmüller den Rückzug des Trainers, der derzeit die B-Juniorinnen der HSG Deizisau/Denkendorf betreut. Mit Schweizers Absage begann für Schreitmüller eine „hektische Trainersuche“, die noch immer andauert.

Nach zweieinhalb Jahren im Amt fühlt sich Beutel von der „permanenten Suche nach Spielerinnen“ und dem nervenaufreibenden Abstiegskampf „verschlissen“. Die Personalprobleme macht er für den Abstieg mitverantwortlich. Er musste mit einem Mini-Kader in die Vorbereitung gehen. Schon im Sommer hätten ihn andere Vereine mit dem Gerücht konfrontiert, die FSG wolle sich wegen Personalmangels abmelden.

Im Lauf der Vorrunde verlor die FSG auch Sarah Redieck (verletzt) und Kristin Engelmann (schwanger). Für die Rückrunde kamen die Juniorinnen Maria Sedlacek und Jaqueline Kube sowie die erfahrene Carmen Rubio-Gomez. Letztere riss sich im Frühjahr das Kreuzband. Bei Beutel manifestierte sich mehr und mehr das Gefühl, in Sachen Personal mache er „einen Schritt nach vorne und eineinhalb oder zwei zurück“.

Die Personallage wirkte sich selbst im Training aus. Den Einsatz der siebten Feldspielerin im Angriff konnte Beutel mit den Seinen oft nicht üben, weil nur sechs Feldspielerinnen da waren. Angesichts dieser Umstände findet der Coach die 22 geholten Punkte als gar nicht schlecht, am Ende war es eben einer zuwenig.

In der Relegation fehlten im Hinspiel drei Spielerinnen ebenso wegen Urlaubs wie ihr Trainer. Der hat seinen lange vorher gebuchten Sizilien-Trip eigens für das Rückspiel abgebrochen und ist nach mehreren Umbuchungen gerade noch rechtzeitig gelandet, um eine Stunde vor Anpfiff in der Donzdorfer Lautertalhalle anzukommen.

Geholfen hat’s nichts. Nach der 21:29-Klatsche im Hinspiel war das 24:21 in eigener Halle zu wenig. In seinem letzten Spiel als Trainer abzusteigen, „das tut schon weh“, gesteht Beutel. Für den Verein hält sich der Schaden in Grenzen. Mit dem qualitativ enorm abgespeckten Kader wäre das kommende Jahr in der Oberliga „sicher noch schwieriger geworden“, mutmaßt nicht nur Hans-Jürgen Beutel.

 

Großer Umbruch im Kader

Zugänge: Diana-Maria Stan (Rumänien).

Abgänge: Miriam Sperr (HSG Leinfelden-Echterdingen), Anja Heidinger (TuS Metzingen II), Sabine Trzaska, Marilena Costanzo (beide HSG Ebersbach/Bünzwangen), Kerstin Seele (Karriereende).

Trainer: Noch keiner. Der als Nachfolger für den scheidenden Hans-Jürgen Beutel auserkorene Günter Schweizer sprang vor eineinhalb Wochen überraschend ab.

 

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