Eisenbieger hautnah an der Filstalbrücke
Jörg Schneider – 17.11.2020
Besonderes Glück hatte die Sportgruppe der TG Geislingen, dass die Besichtigung von oben dieses gigantischen Bauwerkes noch kurz vor dem derzeitigen Corona Teil-Lockdown durchgeführt werden konnte. Inzwischen sind solche Führungen wieder abgesagt. Gebucht und organisiert hatten die Eisenbieger dieses Vorhaben beim Veranstalter Bahnprojekt Stuttgart – Ulm e.V. in Stuttgart. Zuerst gab es eine Einführung und Präsentation des Planfeststellungsabschnitts PFA 2.2 Albaufstieg im Lean-Raum der Arge EÜ Filstal in Wiesensteig.
Ein erneutes Glück für die Sportgruppe, dass sie für das 3-stündige Erlebnis mit Herrn Konrad-Schmid einen profunden Informationsbegleiter aus Frankfurt bekommen hatten, der nicht nur über das Bauprojekt dieser Brücke bestens informiert war, sondern auch schon als Bauingenieur an verschiedenen großen Bauwerken beteiligt war.
Herr Schmid erwähnte, dass dieser Abschnitt des Hochgeschwindigkeitsnetzes für Europa ist und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm 2022 wie geplant fertig gestellt sein wird, wozu auch die Filstalbrücke bei Mühlhausen gehört. Erster Brückenteil ist fertiggestellt, der zweite Teil im Bau und liegt im Zeitlimit.
Mit dieser Ost- West Achse durch Europa sei ein Einzugsgebiet für 35 Millionen Bewohner gegeben, von Budapest bzw. Bratislava nach Paris.
Nach Vorstellung des Gesamtprojekts in der Übersicht erfolgte die Ausstattung der persönlichen Schutzausrüstung wie Helme, Stiefel und Warnwesten.
Mit dem Baustellenbus ging es dann hoch zur Baufläche der Filstalbrücke, wo man einen ersten einmaligen Eindruck von oben auf die zweitgrößte Bahnbrücke Deutschlands hatte. Herr Schmid erklärte sehr ausführlich die Bauweise der Brücke mit der Vorschubrüstung, die in zweimal 10 Abschnitten zum Einsatz kommt. Der Boßlertunnel wurde mit der gigantischen Bohrmaschine hergestellt, der Steinbühltunnel in Spritzbetonbauweise.
Auch wurde auf die Problematik der Geologie hingewiesen. Da das Filstal in dieser Region in den oberen Schichten nicht tragfähig genug ist, müssen Betonpfähle unter den Fundamenten die Lasten der Brücke bis in tragfähige Schichten führen.
Die Brücke hat eine Länge von 485 m und ist 85 m hoch. Die gesamte Neubaustrecke hat eine Länge von 59,6 km, davon verlaufen 30,4 km in Tunnels und 20 Straßenbrücken.
Die Gesamtkosten des DB-Projektes sind im geplanten Rahmen von 3,7 Milliarden Euro. Die Eisenbieger konnten in 85 m Höhe über dem Tal herrliche Ausblicke auf die beiden Brückenabschnitte, sowie auf die zwei
Portale der eingleisigen Tunnelröhren dieser größten Infrastruktur-Baustelle in unserer Region genießen.
Später werden hier die Züge mit einer Geschwindigkeit bis zu 250 Stundenkilometer brausen, was eine Zeitersparnis zwischen Stuttgart und Ulm von etwa 30 Minuten bedeutet. Auch seien im Brückenbereich Rettungswege für Notfälle und für Feuerwehr vorgesehen. Auch Fluchtwege zwischen den beiden Tunnelröhren sind vorhanden. Gearbeitet wird im 3-Schichtbetrieb mit je 50 Arbeitern. Insgesamt seien etwa 250 Personen an diesem Brückenbauwerk beschäftigt.
Die Brücke wird von der Firma Bögl aus Neumarkt/Oberpfalz gebaut, die Tunnels von einer österreichischen Arbeitsgemeinschaft unter Führung der Firma Porr AG hergestellt.
Der Abschluß dieses einmaligen und nachhaltigen Erlebnisses erfolgte im Reußenstein Hof.